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Razzia beim “Google Fonts Abmahnanwalt” Kilian Lenard

Dez. 22, 2022

Die Berliner Staatsanwaltschaft hat die Kanzlei des Abmahnanwalts Kilian Lenard durchsucht, der Lesern unseres Blogs bereits bestens bekannt sein dürfte. Er wird in 2418 Fällen des gewerbsmäßigem Betrugs und Erpressung beschuldigt. Lenard soll von Betreibern von Internetseiten, darunter auch Privatpersonen und Kleingewerbetreibende, 346.000 Euro eingenommen haben, indem er sie auf die Einbindung von “Google Fonts” auf ihren Websites aufmerksam machte und sie dann dafür bezahlten, um weiterem Ärger mit ihm zu entgehen.

Google Fonts ist eine von Google bereitgestellte Bibliothek mit mehr als 1400 Schriftarten, die frei verfügbar sind und bei der Textdarstellung auf Websites helfen. Lenard berief sich bei seinem Vorgehen auf ein Urteil des Landgerichts München, nach dem die Übermittlung von Nutzerdaten an die Server von Google bei der Verwendung von Google Fonts auf Websites einen Verstoß gegen die Datenschutzgrundverordnung darstellt und daher Schadenersatzansprüche rechtfertigt. Die Ermittler beschlagnahmten zahlreiche Beweismittel und sicherten 346.000 Euro mit Arrestbeschlüssen.

Der Abmahnanwalt Lenard und sein Mandant Martin Ismail sollen diese Entscheidung ausgenutzt haben, indem sie bewusst Websites mit eingebundenen Google Fonts besuchten und mit programmierter Software automatisiert Besuche fingierten, um die Betreiber abzumahnen. Es wirdIhnen vorgeworfen, die Betreiber der Webseiten getäuscht und behauptet zu haben, dass eine Person die Websites besucht habe, deren Persönlichkeitsrecht dadurch verletzt wurde. Lenard verschickte massenhaft Abmahnungen und bot an, für 170 Euro Schadenersatz auf eine Klage zu verzichten, obwohl er und sein Mandant angeblich wussten, dass ihre Schmerzensgeldforderungen nicht bestanden und sie sie auch nicht gerichtlich durchsetzen können würden. Die Drohung eines Gerichtsverfahrens sollte wohl allein dazu dienen, dass die Opfer dem Vergleich zustimmten und die 170 Euro zahlten.

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